Wie schlecht geht es der Wirtschaft wirklich?
Shownotes
Sowohl in den USA als auch in Deutschland spielte die Wirtschaftslage in den Wahlkämpfen eine wichtige Rolle. Weil die Menschen das Gefühl hatten, die Ampel oder Joe Biden seien nicht fähig, die wirtschaftliche Lage für alle zu verbessern, wählten sie sich neue Regierungen. Aber wird es nun besser?
Wir schauen in dieser Folge auf die wirtschaftliche Situaion in Deutschland. Wir analysieren die üblichen Indikatoren wie BIP, Konsumklima-Index und Inflation. Und wir zeigen euch, dass jede und jeder bei Wirtschaftsthemen mitreden kann - und sollte! Zu Gast sind Max Hauser, Redakteur bei Surplus und Ulrike Herrmann, Autorin und Journalistin bei der taz.
Danke an alle, die uns unterstützen
Wind und Wurzeln ist und bleibt unabhängig - dank euch! Eine neue Folge gibt es immer dann, wenn genug zusammengekommen ist. Entweder direkt an hauseins oder über Steady.
Links und Hintergründe
- Surplus: Max Hauser
- Wikipedia: Ulrike Herrmann
- Surplus - Das Wirtschaftsmagazin
- Webseite vom Wirtschaftswarntag
- Wikipedia: Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft
- Handelsblatt: Wirtschaftswarntag „Uns Unternehmern reicht es mit schlechter Politik“
- Statistisches Bundesamt: Statistisches Unternehmensregister
- Wikipedia: Arndt G. Kirchhoff
- Verbaende.de: Dirk Jandura
- Handwerksblatt: Wolfgang Schubert-Raab
- Gesamtmetall: Leitung
- LobbyPedia: Die Familienunternehmer
- Heinrich-Böll-Stiftung: Jenseits des Wachstums
- OECD: Beyond Growth
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O-Töne: Ja, der 29. Januar, heute, ist ein besonderer Tag.
O-Töne: Es ist der erste bundesweite Wirtschaftswarntag.
Marina: Hallo ihr Lieben und willkommen bei Wind und Wurzeln. Hier ist Marina und ich
Marina: habe euch mal wieder ein Thema mitgebracht, das zwar ständig in den Nachrichten
Marina: ist, dass wir uns aber dennoch mal in aller Ruhe anschauen sollten.
Marina: Denn genau darum geht es hier, dass wir uns die Zeit nehmen,
Marina: in die Tiefe zu gehen und uns die Hintergründe anzuschauen.
Marina: Von Nachrichten wie, wie Merz die Wirtschaft aus der Krise holen will,
Marina: Stimmung der deutschen Wirtschaft steigt und deutsche Wirtschaft weiter angeschlagen und so weiter.
Marina: Heute geht es also um die Wirtschaft. Und die Frage, geht es uns automatisch
Marina: gut, wenn es der Wirtschaft gut geht?
Marina: Nehmt euch ein kühles Getränk, macht es euch gemütlich. Wir fangen an.
Marina: Davor, wie immer, der kurze Hinweis, Wind und Wurzeln lebt davon,
Marina: dass ihr uns unterstützt.
Marina: Wir wollen unabhängig bleiben und verzichten deswegen auf Werbung.
Marina: Eine neue Folge gibt es immer dann, wenn genug Geld zusammengekommen ist.
Marina: Alle Wege, wie ihr uns dabei helfen könnt, findet ihr in den Shownotes.
Marina: Und danke an alle, die bereits dabei sind. Ich liebe euch. Und jetzt legen wir wirklich los.
Marina: Ganz am Anfang haben wir Thorsten Alsleben gehört.
Marina: Thorsten Alsleben ist der Geschäftsführer der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, kurz INSM.
Marina: Habt ihr vielleicht schon mal gehört? Die INSM ist eine Lobbyorganisation,
Marina: die sich zum Beispiel für Deregulierung und Privatisierung in der Wirtschaft einsetzt.
Marina: Sozial ist, was Arbeit schafft, kommt euch vielleicht auch bekannt vor.
Marina: Den Spruch hat die INSM mitgeprägt. Ursprünglich stammt er aus den 30ern,
Marina: wo ihn der erste Wirtschaftsminister der nationalsozialistischen Regierung verwendet hat.
Marina: Jedenfalls hat die NSM Anfang des Jahres kräftig im Wahlkampf mitgemischt. Ihre Botschaft?
Marina: Deutschland ginge es wirtschaftlich richtig schlecht. Darum veranstaltete sie am 29.
Marina: Januar ihren Wirtschaftswarentag.
O-Töne: Auch wenn jetzt vorübergehend genau für die Zeit der Demo die Sonne scheint,
O-Töne: die Lage ist ernst. Es dürfte eigentlich nicht sein, dass Unternehmer demonstrieren
O-Töne: müssen, weil die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so schlecht sind.
Marina: Das war nochmal Thorsten Alsleben, wie er auf dem Wirtschaftswarentag eine Rede hält.
Marina: Wie gesagt, die NSM ist eine Lobbyorganisation. Sie hat ganz bestimmte Vorstellungen,
Marina: wie Wirtschaftspolitik sein sollte.
Marina: Marktliberal, möglichst wenig Beschränkungen und Regeln für die Konzerne.
Marina: Dafür sendet sie ganz gezielt Botschaften in den Wahlkampf. Der Wirtschaftswarentag
Marina: sei eine Aktion der Unternehmer.
Marina: Und den Unternehmern reicht es, so zitiert das Handelsblatt zum Beispiel eine
Marina: der RednerInnen, Marie-Christine Ostermann, die Präsidentin des Verbands Die Familienunternehmer.
Marina: Nehmen wir mal diese beiden Informationen auseinander. Erstens.
Marina: Wer sind denn eigentlich die Unternehmer?
Marina: In Deutschland gab es 23 laut Statistischem Bundesamt insgesamt 3,5 Millionen
Marina: rechtliche Einheiten, also Unternehmen.
Marina: Davon sind 87 Prozent kleiner als zehn Beschäftigte.
Marina: Haben die Anwesenden am Wirtschaftswarntag wirklich für alle diese Leute gesprochen?
Marina: Ich bezweifle das. Ich schaue mir nur mal kurz an, wer dort vor Ort geredet hat.
Marina: Also Arndt Kirchhoff, der ist seit 2013 sowohl Vizepräsident der Bundesvereinigung
Marina: der Deutschen Arbeitgeberverbände,
Marina: als auch Vizepräsident des Verbands der Automobilindustrie und Vorsitzender
Marina: des Aufsichtsrats der Kirchhoff Automotive SE und selbe Name Holding AG und Co. KG.
Marina: Dirk Jankura hat auch geredet. Der ist Präsident des Bundesverbands Großhandel,
Marina: Außenhandel und Dienstleistungen.
Marina: Dann haben wir Wolfgang Schubert Raab, den Präsident des Zentralverbands des
Marina: Deutschen Baugewerbes.
Marina: Und der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall war auch da, Stefan Wolf.
Marina: Es sind also Vertreter der Industrie, der Konzerne.
Marina: Und Marie-Christine Ostermann, die Präsidentin des Verbands Die Familienunternehmer, die sagte.
O-Töne: Es brennt an allen Ecken und Enden. Alle Wirtschaftsdaten bewegen sich im roten Bereich.
O-Töne: Seit zwei Jahren schrumpft unsere Wirtschaft. Immer mehr Arbeitnehmer verlieren deshalb ihren Job.
O-Töne: Auch für viele Unternehmen ist die Lage bedrohlich. Alle anderen Industrieländer wachsen.
O-Töne: Nur Deutschland verliert Woche um Woche noch mehr Substanz. Das zeigt,
O-Töne: dass diese miserable Wirtschaftslage durch die sehr schlechte deutsche Wirtschaftspolitik ausgelöst wurde.
Marina: Und das müssen wir uns auch nochmal genau anschauen. Zweitens,
Marina: wer sind diese Familienunternehmer?
Marina: Lobby Control schreibt über diesen Verband etwas, das man bei dem Wort Familienunternehmer
Marina: vielleicht nicht erwartet hätte.
Marina: Nur Unternehmen, die mehr als eine Million Euro Umsatz erwirtschaften und mindestens
Marina: zehn MitarbeiterInnen beschäftigen, können Mitglied im Verein werden.
Marina: Mindestens zehn MitarbeiterInnen in 87 Prozent der Unternehmen sind es weniger.
Marina: Weiter kann man in der Lobbypedia lesen, der Verein hatte am 24.05.2024 6.600
Marina: Mitglieder und hat im Jahr 23 bis zu 2 Millionen Euro und in 21 über 3 Millionen
Marina: Euro für Lobbyarbeit ausgegeben.
Marina: Das ist nicht wenig Geld.
Marina: Bei diesem Wirtschaftswarntag wurde immer wieder vor allem einer herausgegriffen
Marina: und angegriffen, Robert Habeck.
Marina: Er sei schuld an der wirtschaftlichen Lage und er zeige keine Lösungen auf,
Marina: so der Tenor der RednerInnen.
Marina: Und das ist unser Stichwort, Lösungen.
Marina: Denn Lösungen, das ist genau das, worum es in unserem Podcast geht.
Marina: Und eines kann ich euch jetzt schon verraten. Die Lösungen, die von der INSM
Marina: und den Familienunternehmen gefordert werden, sind nicht dieselben Lösungen,
Marina: die ich euch heute vorstelle.
Marina: Bevor wir aber Lösungen finden wollen, müssen wir das Problem analysieren.
Marina: Wir haben für diese Sendung mit der Journalistin und Buchautorin Ulrike Herrmann
Marina: und mit dem politischen Ökonom und Redakteur des Wirtschaftsmagazins Surplus Max Hauser gesprochen.
Marina: Die beiden sind sich in einer Sache einig.
Max Hauser: Der Wirtschaft geht es auch objektiv gesehen nicht gut.
Marina: Sagt Max Hauser.
Ulrike Herrmann: Und einer Wirtschaft geht es nur gut, wenn es Wachstum gibt.
Ulrike Herrmann: Das ist mehr als ein Indikator. Das ist eine zwingende Bedingung.
Marina: Das sagt Ulrike Herrmann.
Marina: Da sind wir auch schon mittendrin. Es gibt ganz bestimmte Indikatoren,
Marina: die uns zeigen, ob es der Wirtschaft gut geht oder eben nicht.
Marina: Das Wachstum, sagt Ulrike Herrmann, ist eine zwingende Bedingung dafür, dass es ihr gut geht.
Marina: Warum, das konnten wir alle in den ersten Monaten der Corona-Krise live beobachten.
Ulrike Herrmann: Corona war nicht nur ein Virus, sondern es war ja gleichzeitig ein sehr ungewöhnliches
Ulrike Herrmann: Experiment oder eine sehr ungewöhnliche Erfahrung, weil weltweit innerhalb von
Ulrike Herrmann: Tagen die Produktion und der Konsum runtergefahren wurden.
Ulrike Herrmann: Also beim Konsum, daran erinnert es sich, jeder gab es an diese Lockdowns.
Ulrike Herrmann: Und auf der Produktionsseite war das Problem, dass die Vorprodukte nicht mehr
Ulrike Herrmann: durchkamen, weil ja Häfen, Flughäfen, Grenzen, alles geschlossen war.
Ulrike Herrmann: So, und da konnte man mal sehen, was passiert, wenn die Wirtschaft richtig runtergeht.
Ulrike Herrmann: Da hat kein Mensch gesagt, oh, wie schön, wir retten die Umwelt,
Ulrike Herrmann: sondern alle waren panisch, wo jetzt ihr Einkommen herkommen soll.
Ulrike Herrmann: Also die Firmen hatten Angst, dass sie pleite gehen und die Arbeitnehmer hatten
Ulrike Herrmann: Angst, dass sie arbeitslos werden. Und das waren auch keine eingebildeten Ängste,
Ulrike Herrmann: sondern die waren sehr real.
Marina: Erst kam Corona, dann kam die russische Invasion der gesamten Ukraine im Februar 2022.
Marina: Beide haben sich nicht gerade positiv auf die Wirtschaft ausgewirkt.
Max Hauser: Wir haben seit der Corona-Pandemie und dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine,
Max Hauser: eine Seitwärtsbewegung des Bruttoinlandsprodukts. Das bedeutet,
Max Hauser: die Wirtschaft stagniert.
Max Hauser: Es gibt kaum Wachstum. Die Energiepreise belasten die Unternehmen,
Max Hauser: die Produktion und es fehlt auch an Nachfrage für deutsche Produkte aus In- und Ausland.
Max Hauser: Das bedeutet, es verspielen da verschiedene Faktoren mit rein,
Max Hauser: dass tatsächlich man jetzt sagen kann, der Wirtschaft geht es nicht gut.
Marina: Wichtige Indikatoren, mit denen auch in allen Nachrichtensendungen immer erklärt
Marina: wird, ob es der Wirtschaft gut oder schlecht geht, sind das Bruttoinlandsprodukt,
Marina: kurz BIP, die Inflationsrate oder der Geschäftsklimaindex.
Marina: Ulrike Herrmann hat es vorhin bereits gesagt, am wichtigsten ist vor allem das BIP. Das soll wachsen.
Max Hauser: Das Bruttoinlandsprodukt, das misst den Wert aller Güter und Dienstleistungen
Max Hauser: innerhalb eines Jahres in einem Land produziert worden sind.
Max Hauser: Das ist auch gleichzeitig das Einkommen der Menschen, also die sind äquivalent.
Max Hauser: Und das Problem ist, also das Bruttoinlandsprodukt wurde entwickelt in den 1930er
Max Hauser: Jahren als eine Maßzahl für ökonomische Aktivität, die genau dann auch in 50er,
Max Hauser: 60er Jahren breite Anwendung gefunden hat.
Max Hauser: Und bereits der Erfinder des Bruttoinlandsprodukts, Simon Kutznetz heißt der,
Max Hauser: der hat davor gewarnt, diesen Indikator gleichzusetzen mit Wohlfahrt,
Max Hauser: dass sozusagen das Gesamteinkommen nicht unbedingt etwas mit der Gesamtwohlfahrt der Menschen zu tun hat.
Max Hauser: Und da gibt es diese ganz tolle Rede von Robert F. Kennedy aus dem Jahr 1968.
Max Hauser: Ich habe mal die Stelle rausgesucht. Er bringt das Problem mit dem Bruttoinlandsprodukt
Max Hauser: wunderbar auf den Punkt.
Max Hauser: Und es klingt auch noch heute nach über 50 Jahren ganz toll, was er gesagt hat.
Max Hauser: Und zwar hat Robert F. Kennedy gesagt, unser Bruttosozialprodukt beträgt jetzt
Max Hauser: über 800 Milliarden Dollar pro Jahr.
Max Hauser: Aber dieses Bruttosozialprodukt zählt die Luftverschmutzung und die Zigarettenwerbung
Max Hauser: und die Krankenwagen, die unsere Autobahnen von Blutbädern befreien.
Max Hauser: Es zählt die Spezialschlösser für unsere Türen und die Gefängnisse für die Leute, die sie aufbrechen.
Max Hauser: Es zählt die Zerstörung der Mammutbäume und den Verlust unserer Naturwunder
Max Hauser: durch die chaotische Zersiedlung.
Max Hauser: Sie zählt Napalm und zählt nukleare Sprengköpfe und gepanzerte Autos für die
Max Hauser: Polizei zur Bekämpfung der Unruhen in unseren Städten.
Max Hauser: Es zählt Whitmans Gewehr und Specks Messer und die Fernsehprogramme,
Max Hauser: die Gewalt verherrlichen, um unseren Kindern Spielzeug zu verkaufen.
Max Hauser: Doch das Bruttosozialprodukt berücksichtigt nicht die Gesundheit unserer Kinder,
Max Hauser: die Qualität ihrer Bildung oder die Freude an ihrem Spiel.
Max Hauser: Es berücksichtigt nicht die Schönheit unserer Poesie oder die Stärke unserer
Max Hauser: Ehen, die Intelligenz unserer öffentlichen Debatten und die Integrität unserer Beamten.
Max Hauser: Sie misst weder unseren Witz noch unseren Mut, weder unsere Weisheit noch unsere
Max Hauser: Gelehrsamkeit, weder unser Mitgefühl noch unsere Hingabe an unser Land.
Max Hauser: Sie misst kurz gesagt alles außer dem, was das Leben lebenswert macht.
Marina: So gesehen ist das BIP also nicht unbedingt hilfreich, wenn es darum geht,
Marina: die Lebensqualität der Menschen zu messen.
Marina: Ein weiterer Indikator ist die Inflationsrate.
Marina: Auch das ist ein Begriff, der in den Nachrichten ständig genannt wird.
Marina: Wie die berechnet wird, erklärt uns Max.
Max Hauser: Da erstellt das Statistische Bundesamt
Max Hauser: einen sogenannten repräsentativen Warenkorb von über 30.000 Gütern,
Max Hauser: wo die Preisentwicklung verfolgt wird und dann wird sich überlegt,
Max Hauser: okay, ein typischer Haushalt, wie viel konsumiert er von diesen und jenen Dienstleistungen und Gütern?
Max Hauser: Und also wenn man sich nur diese eine Inflationszahl anguckt,
Max Hauser: die ja oft genannt wird, die sagt halt nur etwas über einen repräsentativen Haushalt aus.
Max : Und wenn man sich das dann genauer anguckt zum Beispiel, je nach Haushalt,
Max : wie ist da die Inflationsrate? Da spricht man von der haushaltsspezifischen Inflationsrate.
Max : Für die Haushalte und Menschen mit geringerem Einkommen ist die meist höher,
Max : weil die neuerliche Inflation, die wir gesehen haben, die seit fünf Jahren stattgefunden hat,
Max : die hat sich ja vor allem konzentriert im Bereich Energie, im Bereich Wohnenergie,
Max : im Bereich Lebensmittel,
Max : wo ja der Anteil der Konsumausgaben der Haushalte mit niedrigerem Einkommen
Max : höher sind als für die mit hohem Einkommen.
Max : Also ein Mensch, der viel Geld verdient, wird anteilig weniger Geld für Energie, Wohnen usw.
Max : Ausgeben als ein Haushalt mit geringerem Einkommen.
Max : Und deshalb war auch die Inflationsrate für Haushalte mit niedrigerem Einkommen
Max : höher als die mit hohem Einkommen.
Max : Und so kommt es dann auch zu unterschiedlichen Einschätzungen darüber,
Max : wie stark sie eigentlich ist.
Marina: Das bedeutet also vereinfacht gesagt, Haushalten mit niedrigem Einkommen geht
Marina: es mit der aktuellen Inflationsrate wesentlich schlechter als Haushalten mit höherem Einkommen.
Marina: Auch während Corona war das so. Die negativen Auswirkungen, die haben die unteren
Marina: Einkommen zu spüren bekommen.
Marina: Noch ein Indikator ist der Konsumklimaindex, also eine Zahl,
Marina: die schaut, wie ist denn gerade die Kauflaune bei den Leuten?
Marina: Basierend auf der Befragung von 2000 VerbraucherInnen, jeden Monat neu.
Marina: Wenn der Index negativ ist, dann bedeutet das, dass die VerbraucherInnen gerade
Marina: nicht so viel neues Zeug kaufen.
Marina: Auch das ist nicht gut für die Wirtschaft, wird aber von vielen Unternehmen gern vernachlässigt.
Marina: Denn eigentlich könnte die Rechnung ja einfach sein.
Marina: Wenn die Leute genug Geld übrig haben, dann kaufen sie auch wieder mehr ein.
Marina: Und wie schafft man es, dass die Leute genug Geld übrig haben? Man erhöht ihre Löhne.
Marina: Diesen Zusammenhang zwischen Löhnen und Konsumklima, den macht auch Ulrike Herrmann deutlich.
Ulrike Herrmann: Also wenn man jetzt sich fragt, was bringt am meisten?
Ulrike Herrmann: Dann ist ganz klar, es würde am meisten bringen, wenn der Mindestlohn steigt
Ulrike Herrmann: und wenn die unteren Schichten ordentlich verdienen würden.
Ulrike Herrmann: So, aber lange Zeit hatten wir in Deutschland ja auch nur sowas wie Minijobs
Ulrike Herrmann: ohne Mindestlohn. Das war ja sozusagen der freie Weg in die Ausbeutung, der totale Wahnsinn.
Ulrike Herrmann: So, wenn die unteren Schichten höhere Löhne haben, dann geben sie auch mehr
Ulrike Herrmann: Geld aus. Und schon stimuliert man das Wachstum. Das hängt also auch zusammen.
Marina: Die Unternehmen sitzen also direkt an einem Hebel, der die Wirtschaft ankurbeln könnte.
Marina: Sie müssten bessere Löhne zahlen. Das tun sie aber nicht.
Ulrike Herrmann: Weil die Unternehmer denken betriebswirtschaftlich, nicht volkswirtschaftlich
Ulrike Herrmann: und sehen das immer nur als Kostenfaktor, nie als die Nachfrage ihrer Kollegen.
Ulrike Herrmann: Die sehen nie, dass Löhne hoch sein müssen, damit auch irgendjemand was kauft.
Ulrike Herrmann: Es wird immer nur die Kostenseite gesehen.
Marina: Fassen wir zusammen. Das BIP stagniert seit der Corona-Pandemie.
Marina: Wir haben kaum Wirtschaftswachstum.
Marina: Die Inflationsrate hat ganz schön reingehauen,
Marina: was besonders die unteren Einkommensschichten hart getroffen hat.
Marina: Und der Konsumklimaindex? Der ist seit Jahren im Minus. Noch vor der Corona-Pandemie
Marina: 2019 lag er bei 10 Punkten im Plus.
Marina: Aktuell schwanken wir zwischen 18 und 24 Punkten im Minus.
Marina: Trotzdem lesen wir seit einer Woche andere Nachrichten, etwa Anzeichen für Erholung
Marina: der deutschen Wirtschaft verdichten sich, deutsche Wirtschaft im Juni gewachsen.
Marina: Nur was sagt das denn über unsere Gesellschaft?
Marina: Was hat das mit uns zu tun? Wie geht es den Menschen in dieser Wirtschaft?
Marina: Okay, also die Wirtschaft, TM, das sind ja irgendwie wir alle.
Marina: Das sind die um die 3,5 Millionen Unternehmen, von denen 87 Prozent sehr klein sind.
Marina: Dann eben auch die größeren Unternehmen bis hin zu Konzernen.
Marina: Die sind auch gar nicht unwichtig.
Max Hauser: Großkonzerne tragen wie in allen Ländern einen großen Teil der Beschäftigung,
Max Hauser: also Top 1 Prozent, jetzt aus dem Kopf ungefähr 30 Prozent der Beschäftigten.
Marina: Und da sind wir bei all den Leuten, die für diese Unternehmen arbeiten,
Marina: die ArbeitnehmerInnen.
Marina: Und dann sind da auch noch weltweite Märkte. Das heißt, die Unternehmen hier,
Marina: die stehen auch in einer Konkurrenz zu Unternehmen aus ganz anderen Ländern.
Marina: Das alles ist in den letzten Jahrhunderten irgendwie so gewachsen.
Marina: Wenn man aber nicht gerade am Aktienmarkt spekuliert oder ein international
Marina: agierendes Unternehmen leitet, dann hat man mit der Wirtschaft oft auf sehr lokaler Ebene zu tun.
Max Hauser: Das, was den meisten Leuten am wichtigsten ist, ist ja sozusagen der Zugang
Max Hauser: zu grundlegenden Gütern und Dienstleistungen des alltäglichen Lebens.
Max Hauser: Also Zugang zu günstigen und reichhaltigen Lebensmitteln, Wohnungen,
Max Hauser: keine Angst davor zu haben, seine Rechnung nicht bezahlen zu können,
Max Hauser: die grundlegende materielle Infrastruktur des alltäglichen Lebens.
Max Hauser: Und das wird zum Beispiel besprochen unter dem Namen der Fundamentalökonomie.
Max Hauser: Und das ist das, was die meisten Leute unter Wirtschaft verstehen,
Max Hauser: aber auch als Wirtschaft erleben.
Max Hauser: Da geht es ja dann auch weniger um bestimmte Branchen, die sehr viel im Medienlicht
Max Hauser: stehen, wie zum Beispiel Hightech oder Automobilbau.
Max Hauser: Es hat halt mit dem Alltagsleben der Menschen nicht so viel zu tun,
Max Hauser: sondern eher diese Fundamentalökonomie.
Max Hauser: Und je nachdem, wie es halt mit der Ausstattung dieser grundlegenden Infrastruktur
Max Hauser: aussieht, werden die Menschen auch eher sagen, dass es der Wirtschaft gut oder
Max Hauser: schlecht geht oder auch ihnen persönlich,
Max Hauser: je nachdem zum Beispiel auch welchen Anteil ihres Einkommens sie für diese grundlegenden
Max Hauser: Güter und Dienstleistungen ausgeben.
Max Hauser: Wenn das natürlich steigt, dann gibt es ja keine Alternativen.
Max Hauser: Also kein Mensch kann ja darauf verzichten, Essen zu essen oder in einer Wohnung zu leben.
Max Hauser: Denn sozusagen die Preise und die Verfügbarkeit dieser Grunddienstleistung,
Max Hauser: dieser grundlegenden Güter schwieriger wird, dann glaube ich,
Max Hauser: dann empfinden die Menschen die wirtschaftliche Situation auch als sehr schwierig.
Marina: Diese Fundamentalökonomie, die ist das, was die meisten von uns jeden Tag erleben.
Marina: Alltagswirtschaft, wenn man so will. Und genau hier erwarten die allermeisten
Marina: Menschen von der Politik, dass sie diese Dinge am Laufen hält,
Marina: dass das einfach funktioniert.
Marina: Aber genau das wurde in den letzten Jahrzehnten vernachlässigt.
Ulrike Herrmann: Genau, also die Leute haben alle das Gefühl, dass sie zu viele Steuern zahlen
Ulrike Herrmann: und nichts dafür bekommen.
Ulrike Herrmann: Tragischerweise ist das ja alles gar nicht so ganz falsch. Also dadurch,
Ulrike Herrmann: dass die Reichen keine wenig Steuern zahlen, relativ zu ihrem Einkommen,
Ulrike Herrmann: ist es ja so, dass ausgerechnet die Mittelschicht, vor allen Dingen die Singles
Ulrike Herrmann: in der Mittelschicht, werden in Deutschland am meisten belastet.
Ulrike Herrmann: Es ist also auch da alles extrem ungerecht. Und dann haben wir in Deutschland
Ulrike Herrmann: noch zusätzlich das Problem, beispielsweise im Unterschied jetzt zu Skandinavien,
Ulrike Herrmann: ein Großteil der Steuern geht an den Bund.
Ulrike Herrmann: Da landen ja schon mal die Hälfte der Steuern oder eben an die Länder.
Ulrike Herrmann: Nur ganz wenig landet bei den Kommunen. Das ist aber der Staat,
Ulrike Herrmann: den die Menschen erleben.
Ulrike Herrmann: Also gibt es ein Freibad, gibt es ein Hallenbad, gibt es eine öffentliche Bücherei, so.
Ulrike Herrmann: Aber die Kommunen haben eigentlich gar kein Geld. Und dann haben die Leute das
Ulrike Herrmann: Gefühl, ja, ich zahle ganz viel Steuern, aber bei mir kommt nichts an.
Ulrike Herrmann: Und das ist in Skandinavien genau anders. Die Leute zahlen ihre Steuern an die Kommune.
Ulrike Herrmann: Und die gibt dann einen Teil an den Zentralstaat ab.
Ulrike Herrmann: Und dadurch sind die Kommunen in Schweden besser ausgestattet.
Ulrike Herrmann: Und die Leute haben eben das Gefühl, okay, ich zahle Steuern,
Ulrike Herrmann: aber es kommt auch was dabei rum.
Ulrike Herrmann: Und dieses System, das wir in Deutschland haben, ist eben in der politischen Wirkung absolut fatal.
Marina: Anstatt sich aktiv darum zu kümmern, dass es dringend bezahlbaren Wohnraum für
Marina: alle gibt, galt in der Politik das Mantra, der Markt wird das schon regeln.
Marina: Und heute sehen wir die Ergebnisse davon. Wir haben marode Schulen,
Marina: klappriger und teurer ÖPNV, kaum bezahlbarer Wohnraum, Ärztemangel.
Marina: Viele Kommunen haben schlicht kein Geld mehr, um diese Probleme anzugehen.
Marina: Und das, obwohl es zwischen 2009 und 2019 immer ein Wirtschaftswachstum gab.
Marina: Es ging der Wirtschaft also in diesen zehn Jahren prima.
Marina: Trotzdem wurde die Fundamentalökonomie zur selben Zeit immer schlechter. Max Hauser sagt dazu.
Max Hauser: Wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es nicht unbedingt allen Menschen gut,
Max Hauser: aber wenn es der Wirtschaft schlecht geht, geht es allen schlecht.
Max Hauser: Und zwar, das liegt daran, dass natürlich das Wachstum ungleich verteilt ist.
Max Hauser: Das kann man zum Beispiel an Verteilungsstatistiken ganz gut erkennen,
Max Hauser: von wem denn das Wachstum überhaupt sich angeeignet wird oder wer profitiert denn vom Wachstum.
Max Hauser: Und da sehen wir in den Statistiken sehr oft, dass tatsächlich die oberen Einkommensgruppen
Max Hauser: vom Wachstum auch am meisten haben,
Max Hauser: während die Einkommen der unteren 50 Prozent auch in Wachstumsphasen oft stagnieren
Max Hauser: und von den unteren 10, 20 Prozent sinken sie auch.
Marina: Und das ist sehr wichtig zu verstehen. Wenn es der Wirtschaft gut geht,
Marina: haben nicht alle etwas davon, sondern in erster Linie die oberen 50 Prozent,
Marina: wenn man großzügig rechnet.
Marina: Aber wenn es ihr schlecht geht, dann leiden alle.
Marina: Klingt irgendwie scheiße.
Ulrike Herrmann: Das ist ganz wichtig, dass man die Wirtschaft nie als Selbstzweck betrachtet,
Ulrike Herrmann: sondern immer als Dienerin der Politik.
Ulrike Herrmann: Und der letzte Bundeskanzler in Deutschland, der das sehr klar so gesehen hat,
Ulrike Herrmann: war nun ausgerechnet Konrad Adenauer.
Ulrike Herrmann: Und jetzt hat sich das verselbstständigt. Ja, ganz oft wird gesagt,
Ulrike Herrmann: was für die Wirtschaft wichtig ist und dann wird das einfach exekutiert.
Ulrike Herrmann: Und das ist der falsche Ansatz.
Marina: Ein besserer Gedanke ist, findet Ulrike Herrmann.
Ulrike Herrmann: Und das muss man ganz grundsätzlich verstehen, der Kapitalismus ist politisch gestaltbar.
Marina: Man könnte also, die Politik müsste die Wirtschaft aktiv gestalten.
Marina: So gestalten, dass alle Menschen profitieren, wenn es der Wirtschaft gut geht.
Marina: Und dass die Menschen in wirtschaftlich schlechten Zeiten aufgefangen werden.
Marina: Das sagt auch die OECD, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Marina: Die OECD hat insgesamt 38 Mitgliedstaaten.
Marina: Alle Staaten der EU, dazu noch die USA, Kanada, Australien, Neuseeland,
Marina: die Türkei und auch asiatische Staaten wie Japan und Südkorea.
Marina: Ein bunter Mix also. Die Idee, wenn alle zusammenarbeiten, sind alle stärker.
Marina: Die OECD verfolgt vor allem drei Ziele. Erstens eine optimale Wirtschaftsentwicklung,
Marina: hohe Beschäftigung und ein steigender Lebensstandard in ihren Mitgliedsstaaten.
Marina: Zweitens in ihren Mitgliedsstaaten und den Entwicklungsländern das Wirtschaftswachstum
Marina: zu fördern und drittens zu einer Ausweitung des Welthandels auf multilateraler Basis beizutragen.
Marina: Die OECD ist also keine links-grün-versiffte Utopisten-Selbsthilfegruppe,
Marina: sondern eine der größten und einflussreichsten ökonomischen Organisationen der Welt.
Marina: 2020 hat eine Beratungsgruppe aus acht Ökonominnen dem Generalsekretär der OECD
Marina: einen Bericht vorgelegt.
Marina: Der Auftrag dieser Gruppe lautete, ein neues Wachstumsnarrativ zu entwickeln,
Marina: das wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte berücksichtigen sollte.
Marina: Zwei Jahre lang hat die Gruppe gearbeitet, von 2018 bis 2020,
Marina: und seitdem liegt ihr Bericht vor.
Marina: Vier Ziele formulieren die acht, denen, wie sie sagen, in der Wirtschaftspolitik
Marina: der OECD-Staaten Vorrang eingeräumt werden sollte. Wenn die Staaten sich für
Marina: Herausforderungen der Zukunft wappnen wollen.
Marina: Also ich will das. Und diese vier Ziele sind erstens ökologische Nachhaltigkeit,
Marina: also Klimawandel, Umweltzerstörung und Artensterben aufhalten.
Marina: Ein bewohnbarer Planet hilft der Wirtschaft ziemlich sicher.
Marina: Zweitens, ein steigendes Wohlbefinden, sprich Lebenszufriedenheit jedes Einzelnen,
Marina: aber auch höhere Lebensqualität der Gesamtgesellschaft.
Marina: Drittens, eine abnehmende Ungleichheit, also eine aktive Verkleinerung der Kluft
Marina: zwischen den Extremreichen und den Armen in unserer Gesellschaft.
Marina: Und viertens die Widerstandskraft des Systems, sprich eine resiliente Wirtschaft,
Marina: die Krisen und Schocks abfedern kann, sodass die Auswirkungen auf die Gesellschaft
Marina: nicht katastrophal werden.
Marina: Was klar ist, denn wir werden in nächster Zeit alleine durch das Klima so viele
Marina: Krisen und Schocks haben.
Marina: Und um diese vier Ziele zu erreichen, sagen die ExpertInnen,
Marina: reicht es nicht, wirtschaftlichen Fortschritt isoliert zu betrachten.
Marina: Sondern wir müssen sozialen Fortschritt genauso messen.
Marina: Die acht Expertinnen, die im Auftrag der OECD ein neues Wachstumsnarrativ finden
Marina: sollen, sehen deswegen in Ungleichheit einen Indikator dafür,
Marina: dass es der Wirtschaft schlecht geht.
Marina: Das ist neu. Und wir brauchen noch einiges an Neuem oder ökonomisch gesprochen
Marina: an Innovation, um diese Ziele zu erreichen.
Marina: Zum Beispiel benötigen wir neben dem BIP,
Marina: der Inflation, dem Konsumklima und dem Geschäftsklimaindex auch neue Indikatoren,
Marina: mit denen wir messen, wie gut die Wirtschaft den Klimawandel stoppt,
Marina: was die Umweltzerstörung wirklich kostet,
Marina: wie zufrieden die Menschen sind in ihren Kommunen und Gemeinden und auf ihrer
Marina: Arbeit, wie hoch die Lebensqualität an verschiedenen Standorten ist.
Marina: Ob wir genug gegen Ungleichheit tun und wie wir gut für den Fall von Krisen,
Marina: Katastrophen und Schocks abgesichert sind.
Marina: Nur um mal ein Beispiel zu bringen.
Marina: Länder argumentieren oft, dass sie Steuern für Reiche senken müssen,
Marina: damit Reiche dort wohnen bleiben.
Marina: Sie haben also nur einen Indikator und sagen, Reiche wohnen da,
Marina: wo sie wenig Steuern bezahlen.
Marina: Wir sehen aber in der Praxis, dass das nicht stimmt und dass reiche Leute sich
Marina: durchaus gerne in Skandinavien und in der Schweiz niederlassen,
Marina: wo sie hohe Steuern zahlen, weil diese Länder lebenswert sind.
Marina: Und das ist ein Indikator, den wir einfach nicht erfassen.
Marina: Mit der Zusammenlegung von Wirtschafts- und Klimaministerium hatte die Ampel
Marina: einen Schritt in die Richtung versucht, wo sie mehr solcher Indikatoren hat.
Marina: Die neue Regierung hat das aber gleich wieder rückgängig gemacht.
Marina: Genau wie viele andere Maßnahmen, die Klima, Umwelt, Atemsterben,
Marina: Luft-, Boden- und Meeresverschmutzung adressieren sollten, gerade EU-weit gedrosselt werden.
Marina: Die Begründung? Nicht gut für die Wirtschaft. Die EU-Kommission und die Bundesregierung
Marina: tun das Gegenteil dessen, was die OECD uns empfiehlt.
Marina: Wir tun so, als sei es möglich und sinnvoll, einfach so weiterzumachen wie bisher.
Marina: Wir tun so, als sei Veränderung, Neuorientierung, irgend so eine spinnerte Idee.
Marina: Dabei ist die Transformation unvermeidlich, notwendig. Und es wird uns teurer
Marina: zu stehen kommen, wenn wir sie weiter verschlafen.
Marina: Und das sage nicht nur ich, das sagt auch der Ökonom Peter Bofinger.
Marina: Der ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg.
Marina: Und mit insgesamt 15 Jahren war er das am längsten amtierende Mitglied des Sachverständigenrats
Marina: zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.
Marina: Ihr kennt sie vielleicht als sogenannte Wirtschaftsweisen.
Marina: Und zufällig hat der österreichische Falter diesem Peter Bofinger genau die
Marina: Frage gestellt, die wir hier heute auch stellen.
Marina: Wie schlecht geht es der Wirtschaft?
Marina: Seine Antwort, es ist schlechter als wir denken.
Peter Bofinger: Dass wir ein tiefer liegendes Problem haben, dass wir ein Geschäftsmodell haben,
Peter Bofinger: wenn man das so verkürzt nennen darf, das uns jahrzehntelang total gut geholfen
Peter Bofinger: hat, mit dem wir sehr gut gelaufen sind, das aber jetzt einfach nicht mehr so funktioniert.
Peter Bofinger: Und das ist auch natürlich eine große Herausforderung, weil wir jetzt eine gewisse
Peter Bofinger: Transformation brauchen. Das bringt diese tieferliegenden Probleme dann in den
Peter Bofinger: Griff zu kriegen, vor allem wenn man in bestimmten längeren Zeiten in eine Richtung gelaufen ist.
Peter Bofinger: Diese Pfadabhängigkeiten, da wieder rauszukommen und dann innovativ sich so
Peter Bofinger: aufzustellen, dass wir global auch punkten können, das ist die Herausforderung.
Marina: Das hier wäre nicht Wind und Wurzeln, wenn wir nicht auch darüber sprechen würden,
Marina: über was heute schon alles möglich ist.
Marina: Das Allerwichtigste ist, habt keine Angst vor Wirtschaftsthemen.
Marina: Das ist nämlich manchmal ein billiger Trick. Und damit kommen wir wieder zurück
Marina: an den Anfang, zurück zu INSM und den Familienunternehmen.
Marina: Die tun gern so, als seien sie und nur sie die Einzigen, die für die Wirtschaft sprechen.
Marina: Dabei sind die Wirtschaft wir alle. Und es wird Zeit, dass auch wir alle mitreden und mitgestalten.
Marina: Ja, Wirtschaft ist komplex.
Marina: Aber wir alle wissen am besten, was wir brauchen.
Marina: Die Beantwortung komplexer Fragen braucht komplexe Systeme und tiefe Expertise.
Marina: Und wisst ihr, worin Wirtschaftsweise keine tiefe Expertise haben?
Marina: Wie es ist, eine kleine Bäckerei zu leiten, wie es ist, Angestellter zu sein
Marina: und so zu tun, als ob man arbeitet, weil der Chef nicht leiten kann.
Marina: Wir alle haben an 10.000 Orten 10.000 verschiedenen Expertisen,
Marina: die wir dringend in die Politik einbringen müssen.
Marina: Dass die Politik nicht nur für die großen Unternehmen und die oberen 50 Prozent
Marina: der Gesellschaft gemacht wird, Sondern dass die Wirtschaft einer Politik dient,
Marina: die allen Menschen, der Umwelt, dem Klima und auch kleinen Unternehmen gut tut.
Marina: Wir haben zumindest zwei große Hebel dafür, dass sich etwas ändert.
Marina: Und der erste ist wählen.
Marina: Egal ob auf kommunaler Ebene oder bei einer Landtags-, Bundestags- oder Europawahl.
Marina: Wenn wir wählen, dann ist es wichtig, dass wir uns genau anschauen,
Marina: welche Parteien für eine neue und zukunftsfähige Wirtschaftspolitik stehen und
Marina: welche nur die alten marktliberalen Dogmen aufwärmen, mit denen wir uns seit
Marina: Jahrzehnten immer weiter in den Abgrund schaufeln.
Marina: Klingt nur leichter, als es manchmal ist. Denn ihr und ich, wir informieren
Marina: uns und lesen, hören, diskutieren viel darüber.
Marina: Und dann wählen wir eben Parteien, die für nachhaltige Wirtschaft und mehr Lebensqualität,
Marina: Umverteilung, Steuergerechtigkeit und so weiter eintreten.
Marina: Aber so viele Gedanken machen sich leider nicht alle.
Ulrike Herrmann: Jetzt muss man aber mal sagen, dass ein Kernproblem ist, dass die benachteiligten
Ulrike Herrmann: Schichten nicht konsequent Parteien wählen, die sich um sie kümmern.
Ulrike Herrmann: Also das beste Beispiel ist jetzt der Erfolg der AfD. Die AfD ist im Augenblick
Ulrike Herrmann: die größte Arbeiterpartei in Deutschland, obwohl sie ein neoliberales Programm hat.
Ulrike Herrmann: Also wenn die AfD ihr Wirtschaftsprogramm umsetzen würde, dann würden wieder nur die Reichen.
Ulrike Herrmann: Und trotzdem wird sie von den Arbeitern gewählt. Also zwischendurch haben die
Ulrike Herrmann: Arbeiter auch die FDP gewählt.
Ulrike Herrmann: Das war echt irre. Und ganz lange haben die ärmeren Schichten auch immer die
Ulrike Herrmann: CDU gewählt, obwohl die CDU ein neoliberales Programm hat.
Ulrike Herrmann: Und wenn es anders wäre, wenn die ärmeren Schichten konsequent wählen würden
Ulrike Herrmann: nach dem Motto, wir wollen eine Besteuerung der großen Vermögen und der großen
Ulrike Herrmann: Erbschaften und der Spitzensteuersätze und so weiter, dann würde Deutschland ganz anders aussehen.
Ulrike Herrmann: Das machen die ärmeren Schichten aber nicht. Und da kann man wirklich sagen, schön blöd.
Marina: Wir brauchen mehr Gespräche am Abendbrottisch, bei der Gartenparty und beim Sportverein darüber,
Marina: wie Alltagsökonomie, die wir alle erleben, unsere Infrastruktur,
Marina: Energiekosten, Gesundheitsversorgung, Bildung, wie das alles verbessert werden kann.
Marina: Weil meckern ist immer leicht. Und die Unzufriedenheit mit den politisch Verantwortlichen ist groß.
Marina: Das Vertrauen in die Politik, dass sie die Probleme der Menschen lösen kann
Marina: und wird, hat abgenommen.
Marina: Und damit einher geht das Gefühl vieler Menschen, in der globalisierten Welt
Marina: die Kontrolle verloren zu haben.
Marina: Ein Gefühl von Ohnmacht, wirtschaftlich und politisch.
Marina: Denn egal, welche Maßnahmen die Regierungen ergreifen, sie scheinen die sozialen
Marina: Gegebenheiten nicht zu verbessern.
Marina: Sie versprechen immer viel. Und dann?
Marina: In den ersten beiden Folgen haben wir viel darüber gesprochen,
Marina: wie fair die Politik ist und warum Faschisten an die Macht kommen.
Marina: Einer der Gründe ist genau diese Unzufriedenheit, diese Ohnmacht und das Gefühl,
Marina: dass egal wer regiert, es sowieso nicht besser wird.
Marina: Es ist dieser Wunsch, dass es jemand mal ganz anders macht.
Marina: Dabei würde es schon helfen, die
Marina: Ziele der OECD stärker in der Politik zu verankern. Und nicht nur dort.
Marina: Geht mal ins Gespräch und redet mit anderen über die Art und Weise, wie wir wirtschaften.
Marina: Man kann diese Art und Weise auf eine sehr einfache Formel bringen.
Marina: Wenn es der Wirtschaft gut geht, dann profitieren die oberen x Prozent.
Marina: Und wenn es der Wirtschaft schlecht geht, dann leiden alle.
Marina: Das ist schlicht und ergreifend nicht gerecht. Und wenn man etwas daran ändern
Marina: will, dann muss man genau schauen, welche Parteien welche Programme haben.
Marina: Dabei kann man verschiedene Prioritäten setzen. Zum Beispiel Umverteilung statt
Marina: immer größere Ungleichheit, also mehr Steuern für die Reichsten.
Marina: Um Lebensqualität in den Städten und Gemeinden stärken.
Marina: Das beginnt bei sauberer Luft, bezahlbaren Mieten, guten Kitas und Schulen,
Marina: günstigem ÖPNV und zuverlässiger Gesundheitsversorgung.
Marina: Um in all das investieren zu können, brauchen die Kommunen höhere Einnahmen, nicht geringere.
Marina: Darum ist es aberwitzig, dass die Bundesregierung gerade Steuerentlastungen
Marina: auf den Weg gebracht hat, die das Wachstum ankurbeln sollen,
Marina: die aber dazu führen werden, dass die Kommunen noch weniger Geld haben werden.
Marina: Weitere Prioritäten können sein, eine sichere Versorgung mit Nahrungsmitteln,
Marina: gesunde Wälder, kurz stabile Ökosysteme und ein Plan für den nächsten Crash,
Marina: die nächste Krise, die nächste Pandemie zu haben.
Marina: Klar ist, ein Weiter-so funktioniert nur für wenige.
Marina: Und zwar für diejenigen in unserer Gesellschaft, die auf Kosten aller anderen davon profitieren.
Marina: Die zweite Maßnahme ist, euch eurer Macht als KonsumentInnen bewusst zu werden.
Marina: Firmen müssen nicht nach dem Prinzip Gewinnmaximierung wirtschaften.
Marina: Unternehmen müssen die Umwelt und die Mitarbeitenden nicht ausbeuten.
Marina: Immer mehr Alternativen kommen auf den Markt, die anders wirtschaften.
Marina: Ressourcenschonend, bei fairer Bezahlung. Unternehmen, die sich tatsächlich
Marina: als Diener der Gesellschaft verstehen wollen.
Marina: Die versuchen vor Ort, in ihren Regionen oder sogar global einen Mehrwert zu erschaffen,
Marina: weil sie ihre Gewinne zum Beispiel in Technologien von morgen investieren oder
Marina: in den Bau von Werkswohnungen oder
Marina: in die Bildung und Ausbildung ihrer Mitarbeitenden und deren Familien.
Marina: Auch das kann Wirtschaft sein. Absolut.
Max Hauser: Das ist ja die Idee, die Ziele des wirtschaftlichen Handelns zu ändern.
Max Hauser: Nach und nach von der Profitorientierung auf die Gemeinwohlorientierung.
Max Hauser: Und da ist ja das Problem, wie wir auch vorhin schon festgestellt haben,
Max Hauser: nicht nur beim Bruttoinlandsprodukt werden ja zum Beispiel Umweltschäden oder
Max Hauser: die Qualität unserer sozialen Beziehungen gemessen.
Max Hauser: Aber es ist ja genauso in der Unternehmensbilanz. In der Unternehmensbilanz
Max Hauser: taucht es ja genauso nicht auf, welche Folgekosten entstehen.
Max Hauser: Und in der Wirtschaftswissenschaft spricht man da von den negativen Externalitäten.
Max Hauser: Die Effekte, die auf Dritte ausgelagert werden, für die weder Unternehmen noch
Max Hauser: Konsument bezahlt haben.
Max Hauser: Umweltverschmutzung oder zum Beispiel das soziale Kapital, was verloren geht,
Max Hauser: wenn es zum Beispiel zu großen Entlassungsfällen kommt.
Marina: Wie sagt man so schön, Gewinne privatisieren, Risiken vergesellschaften.
Marina: Genau von dieser Logik müssen wir wegkommen.
Max Hauser: Wenn wir dann darüber reden, eine Gemeinwohlorientierung zu etablieren,
Max Hauser: dann geht es halt auch darum, diese Kosten mehr zu internalisieren.
Max Hauser: Und das wird halt bedeuten, also entweder muss man halt die Profiterwartungen
Max Hauser: dämpfen und muss halt den Investoren, den Unternehmern, muss man halt sagen, okay, wir investieren,
Max Hauser: Arbeiten jetzt halt mit deutlich weniger Profit. Das würde es halt ermöglichen,
Max Hauser: dann auch höhere Löhne zu zahlen, zum Beispiel darauf zu achten,
Max Hauser: dass man halt möglichst im Kreislauf produziert und möglichst nachhaltig.
Max Hauser: Aber genau, es gibt halt verschiedene Ecken und Enden, wo sozusagen das Profitmotiv
Max Hauser: doch wirklich sich ins Gehege kommt mit sozialen oder ökologischen Zielsetzungen.
Max Hauser: Und Konzepte wie Gemeinwohlökonomie und andere versuchen, Genossenschaften auch
Max Hauser: das mehr auszurichten, dann auf die Gemeinwohlorientierung.
Marina: Nicht nur das Profitmotiv ist ein Problem. Auch die Schnäppchenjäger-Mentalität
Marina: passt nicht ganz dazu, Produkte nur noch bei Unternehmen zu kaufen,
Marina: die nachhaltig und fair produzieren.
Max Hauser: Sie haben halt höhere Kosten. Das wird dann sozusagen diese Konsumentscheidung.
Max Hauser: Möchte ich das teurere, aber fairere Produkt oder nehme ich das günstigere Produkt,
Max Hauser: was aber vielleicht von einem sehr stark ausbeuterischen Konzern produziert wurde?
Max Hauser: Und das eröffnet dann wieder dieses ganze Problem von wer kann es sich leisten,
Max Hauser: sozusagen faire Produkte sich zu kaufen?
Max Hauser: Und natürlich bräuchte es da eine gezielte politische Strategie,
Max Hauser: um halt dort Genossenschaften oder alternative Geschäftsmodelle da weiter zu stärken.
Max Hauser: Denn ohne diese Hilfe, glaube ich,
Max Hauser: würden das so Genossenschaften unter Marktbedingungen halt schwer haben.
Marina: Und da sind wir wieder bei der Politik. Denn mit unserem Konsum allein können
Marina: wir nicht alles verändern.
Marina: Es braucht den Willen in der Politik, das Wirtschaftssystem an sich zu verändern.
Marina: Die Wirtschaftspolitik muss neue Indikatoren etablieren und sie dann auch selbst einhalten.
Marina: Die Finanz- und Wirtschaftsministerien müssen sich klar hinter die Transformation
Marina: stellen und diese der Öffentlichkeit auch erklären.
Marina: Manchmal muss man Mehrheiten ja auch schaffen.
Marina: Und das muss dann auch in den Mediendebatten aufgegriffen werden.
Marina: Die OECD schreibt, sich jenseits des Wachstums zu begeben, muss zu einem ausdrücklichen
Marina: politischen Ziel erklärt werden, das sich auch in einem neuen staatlichen Narrativ
Marina: und öffentlichen Diskurs darüber widerspiegeln muss.
Marina: Ob wir dafür die Wirtschaft direkt schrumpfen müssen oder ob es dann in anderen
Marina: Bereichen als den jetzigen neues Wachstum gibt, darüber streiten sich die Ökonominnen
Marina: noch. Ulrike Herrmann sagt.
Ulrike Herrmann: Man kann nicht, das ist ja der Stand in Deutschland, drei Planeten verbrauchen,
Ulrike Herrmann: wenn man eigentlich nur eine Erde hat.
Ulrike Herrmann: Das hat gar keine Zukunft. Also die Frage ist jetzt, wie kommt man aus einem
Ulrike Herrmann: großen Kapitalismus, der auch noch wachsen muss, in eine kleinere Kreislaufwirtschaft,
Ulrike Herrmann: wo man nur noch verbraucht, was man recyceln kann.
Marina: Max Hauser sagt dagegen.
Max Hauser: Also wenn man sich das anguckt, was wir überhaupt noch schaffen müssen für den
Max Hauser: ökologischen Strukturwandel, den ökologischen Umbau,
Max Hauser: dann erfordert es ja riesige Investitionen in unsere Energiesysteme,
Max Hauser: in unsere Mobilitätssysteme, in den Ausbau öffentlicher Infrastruktur und so weiter.
Max Hauser: Und alleine durch diese Investition wird aller Wahrscheinlichkeit nach Wirtschaftswachstum
Max Hauser: stattfinden, ein ökonomischer Boom passieren.
Max Hauser: Und gleichzeitig müssen wir natürlich darauf achten, dass die Sektoren,
Max Hauser: die halt besonders umweltverschmutzend sind oder besonders ausbeuterisch,
Max Hauser: dass die halt runtergefahren werden.
Max Hauser: Und da liegt ja das eigentliche Problem. Aber ob jetzt im Endergebnis,
Max Hauser: also wir haben die wachsenden Zukunftssektoren und wir haben die schrumpfenden
Max Hauser: Industrien von gestern und ob da jetzt netto Wachstum rauskommt oder nicht,
Max Hauser: das wäre mir dann persönlich auch ein bisschen egal.
Max Hauser: Also das ist dann sozusagen wirklich die Postwachstumsposition und nicht die Degrowth-Position.
Max Hauser: Also es war halt gesagt, wir brauchen jetzt unbedingt negatives Wachstum, das sehe ich nicht so.
Max Hauser: Am besten wäre es, uns wird es egal und wir konzentrieren uns aufs Wichtige,
Max Hauser: das ist nämlich ein gutes Leben innerhalb ökologischer Grenzen.
Marina: Ich fasse nochmal zusammen. Im Moment geht es der Wirtschaft,
Marina: je nachdem wen man fragt, sehr sehr schlecht, schlecht oder nur so mittelprächtig.
Marina: Auf jeden Fall nicht gut. Und darum geht es auch vielen Menschen nicht gut.
Marina: Und genau das müssen wir ändern.
Marina: Und wenn wir nochmal an den Anfang der Folge denken. An den Wirtschaftswarntag
Marina: der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft.
Marina: Die hat die Politik zum Handeln aufgefordert. Und wir sehen,
Marina: die Politik, die neue Regierung um Kanzler Friedrich Merz, die handelt.
Marina: An vielen Stellen genauso, wie die INSM es sich wünscht.
Marina: Klimaziele werden aufgeweicht, Lieferketten sollen weniger streng verfolgt werden
Marina: und Steuerentlastungen in Milliardenhöhe.
Marina: Bis 2029 sollen die Unternehmen fast 50 Milliarden Euro weniger an Steuern zahlen.
Marina: Nichts davon stärkt die Fundamentalökonomie. Nichts davon wird bei den unteren
Marina: Einkommensschichten zu spüren sein.
Marina: Nichts davon stärkt Nachhaltigkeit, bekämpft Ungleichheit, steigert das Wohlbefinden
Marina: oder macht die Wirtschaft resilienter für Krisen, wie es die OECD-ExpertInnen fordern.
Marina: Wir brauchen eine Wirtschaft, von der in Zeiten, in denen es ihr gut geht,
Marina: alle profitieren Und die für Krisenzeiten so gut gewappnet ist,
Marina: dass wir insgesamt so gut durchkommen wie bisher nur die Reichsten in der Gesellschaft.
Marina: Und das bedeutet, wir brauchen Umverteilung.
Marina: Umverteilung bedeutet ja nicht, dass wir den Reichen etwas wegnehmen,
Marina: sondern dass das, was die Reichen weggenommen haben, über Ausbeutung von Arbeitskräften,
Marina: über Ausbeutung unseres gemeinsamen Planeten und unserer Lebensgrundlage,
Marina: über gestohlene Daten, über KI,
Marina: dass das wieder zurück zu den Menschen kommt,
Marina: denen es in erster Linie gehört.
Marina: Und wir brauchen neue Indikatoren um Klima- und Umweltfaktoren,
Marina: Weltfaktoren, Lebensqualität, Gerechtigkeit und internationale Veränderungen
Marina: einzupreisen und einen Plan für Herausforderungen der Zukunft zu haben.
Marina: Kurz, wir brauchen komplett neue Ansätze der Wirtschaftspolitik.
Marina: Und wichtig ist dafür, dass wir aufhören, uns von Wirtschaftsthemen zu drücken,
Marina: weil die so kompliziert und mathematisch sind.
Marina: Ihr müsst ja auch nicht Physik studiert haben, um zu verstehen,
Marina: dass die Klimakrise real und gefährlich ist, oder?
Marina: Und genauso wenig braucht ihr ein VWL-Studium, um dabei mitzureden,
Marina: welche Prioritäten die Politik setzen muss, damit die Wirtschaft wieder den
Marina: Menschen dient und nicht umgekehrt.
Marina: Die jetzige Wirtschaftsordnung ist kein unabänderbares Schicksal.
Marina: Die Wirtschaft ist kein griechischer Gott, der mal lieb und mal böse ist.
Marina: Im Gegenteil, die Wirtschaft sind wir alle.
Marina: Und das Beste, wenn wir es schaffen, die Ungleichheiten wirklich zu bekämpfen,
Marina: wenn wir alle fair bezahlt werden und die Armut sinkt, dann wird es auch für
Marina: immer mehr Menschen bezahlbar, klimaneutral und fair zu leben.
Marina: Also schaut euch mal den Bericht der OECD von 2020 an. Die Heinrich-Böll-Stiftung
Marina: hat davon eine deutsche Übersetzung auf ihrer Website.
Marina: Und unsere beiden Gäste haben wir auch nicht zufällig ausgewählt.
Marina: Ulrike Herrmann schreibt in ihren Büchern und für die Taz regelmäßig über Kapitalismus,
Marina: Klima und Ungleichheit.
Marina: Und Max Hauser ist als Redakteur bei Surplus Teil eines neuen Wirtschaftsmagazins,
Marina: das kompetent, aber niedrigschwellig die Globalisierung,
Marina: Technologie, politische Ökonomie und was das alles für uns bedeutet im Auge behält.
Marina: Und damit sind wir schon wieder am Ende. Drei Folgen haben wir jetzt schon geschafft. Dank euch.
Marina: Vielen Dank dafür. Die nächste Folge gibt es dann immer, wenn genug Geld zusammengekommen ist.
Marina: Im Moment sind wir noch nicht ganz bei unserem ersten Ziel, einmal im Monat
Marina: eine Folge zu produzieren. Da fehlen noch gut 500 Euro.
Marina: Also wenn ihr könnt, schaut mal in eure Shownotes. Da findet ihr alle Wege,
Marina: wie ihr uns dabei unterstützen könnt, unser Ziel von einer Folge im Monat zu erreichen.
Marina: Bis dahin gibt es etwa alle sechs Wochen eine neue Folge Wind und Wurzeln.
Marina: Und das ist ja auch schon was. Wind und Wurzeln ist eine Produktion von Haus
Marina: 1 in der Redaktion Katrin Rönicke und Marina Weisband Schnitt und Sounddesign
Marina: Oliver Kraus am Mikro war Marina Weisband Danke fürs Zuhören,
Marina: macht's gut, ich liebe euch.
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